Es ist wie verhext - seitdem ich aus dem Urlaub zurück bin, finde ich einfach nicht mehr den richtigen Dreh. Egal, ob ich für meinen "Brotjob" am Schreibtisch sitze oder ob ich an zukünftige Strickprojekte denke - irgendwie bin ich von einer chronischen Unlust befallen.
Ist aber auch irgendwie kein Wunder. Zwei Wochen Südafrika bei schönstem Sommerwetter sind nun mal der krasse Gegensatz zu dem, was mir hier so geboten wird. Ich habe Wollsocken an, schaue aus dem Fenster nur in diverse Grauschattierungen und muss auf dem Weg in mein Gewächshaus einen Regenschirm mitnehmen. Neee, das ist irgendwie nichts für mich.
Neue Projekte
Ein bisschen was habe ich aber trotzdem getan. Zum Beispiel die Strickanleitung für mein neues, persönliches Schätzchen geschrieben. "Joyce" hat mich nach Südafrika begleitet und hat mir die bereits etwas kühlen Abende (dort fängt gerade der Winter an) äußerst angenehm gemacht. Ich habe mehr durch Zufall das Lana Grossa Garn "Soloseta" gefunden und bin absolut verliebt. Reine Seide, angenehme Garnstärke und resistent gegen das für Seide so typische Ausleiern. Der typische Seidenglanz fehlt allerdings auch - was mir bei diesem Pullover aber nur recht war. Ich habe versucht herauszufinden, um welche Art von Seide es sich hier handelt, konnte aber nicht fündig werden. Ich nehme mal an, dass es Wildseide ist, eben weil der Glanz fehlt. Wie auch immer, das Material fühlt sich absolut toll an, es ist angenehm auf der Haut und bringt einen auch im Sommer nicht ins Schwitzen.
Und dann fand ich es mal wieder an der Zeit für ein Tuch. Schon lange wollte ich eine Technik umsetzen, die ich irgendwann mal in einem meiner vielen Bücher gesehen hatte. "Lenja" habe ich aus feinem Baby-Alpaka mit Seide ("Lace" von Drops) gestrickt und dabei die beiden Spitzen gleich beim Stricken mit der Tuchmitte verbunden. Dazu fängt man mit der Schmalseite der ersten Spitze an und strickt einfach gerade hoch. Nur die Randmasche an der geraden Kante wird mit einer kleinen Schlinge gestrickt - aus diesen Schlingen werden später einfach die Maschen für die Tuchmitte aufgenommen. Diese wird dann sozusagen "quer" hochgestrickt, so lange, bis die gewünschte Breite erreicht ist. Danach bleiben alle Maschen auf der Nadel, es werden jedoch noch zusätzliche Maschen für die zweite Spitze aufgenommen. Diese wird wieder gerade hochgestrickt, diesmal wird die Randmasche an der geraden Kante jedoch direkt mit den Maschen der Tuchmitte zusammengestrickt.
In der Theorie hört sich das vielleicht ein wenig kompliziert an - ist es aber eben nicht. Ich fand es äußerst praktisch, dass ich nicht hunderte von Maschen rund um das Tuch aufnehmen musste (immer Gefahr laufend, dass die Maschenanzahl nicht zum Rapport passt) und ich brauchte auch nichts an- oder festzunähen. Nach dem Stricken war das Tuch einfach fertig. Man kann es im Shop kaufen oder natürlich - wie fast immer - nachstricken.
Schöne Aussichten
Nachdem das Tuch nun auch online ist, kehrt langsam aber sicher auch meine Motivation zurück. Gestern kam mir spontan die Idee, die "Anstricktechnik", die ich beim Tuch angewendet habe, jetzt bei einem Sommerkleid umzusetzen. Ich habe schon seit meinem Strickseminar bei Wolle & Design im letzten Oktober ein paar Knäuel "Gima 8.5" von Ito liegen. Daraus werde ich jetzt ein ärmelloses Baumwollkleid mit Zopfmusterelementen stricken. Falls es so aussieht wie ich es mir vorstelle, wird es sicher bald an dieser Stelle zu besichtigen sein :-)
Tja - und dann sind noch einige Kundenwünsche zu erfüllen, die mir bereits angekündigt wurden. Ein Tank Top, eine Kapuzenjacke und das Schultertuch "Muscari" in violett stehen auf der Liste und werden in den nächsten Wochen in Angriff genommen werden. Also: Schluss mit Unlust und wieder rein ins Strickvergnügen!
Bis bald!
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