Mein Gehirn zeigt ja eine deutliche Verschiebung in die kreative Richtung. In meinem Job gestalte ich Webseiten, Firmenlogos und Produktflyer. Zusätzlich und besonders gern designe ich Strickmode. Ich kann Perlenketten fädeln, Flatterhosen nähen und Blumenkästen gestalten. Aber alles, was den rationalen, kognitiven Part meines Hirns anspricht, braucht seeeehr lange, um ans Ziel zu kommen. Oder wird ohne Ergebnis einfach verworfen. Rechnen zum Beispiel. Während andere mir wie aus der Pistole geschossen sagen können, wie hoch die Mehrwertsteuer bei einem Preis von 14,23 Euro ist, brauche ich dazu eine Formel und einen Taschenrechner oder eine entsprechende App auf meinem Smartphone.
Leider geht Strickdesign aber nicht ohne ein gewisses Maß an Mathematik. Für viele Dinge, die berechnet werden müssen, gibt es zwar kleine Software-Tools oder eben Smartphone-Apps. Aber die taugen meist nur für einfache, quadratische Berechnungen. Die Berechnung von Sonderschnitten ist nur selten oder gar nicht möglich. Es bleibt einem also nichts anderes übrig, als anhand einer Maschenprobe auszurechnen, wie viele Maschen und Reihen gestrickt werden müssen, um die gewünschten Maße zu erhalten. Das geht am besten mit dem berühmt berüchtigten Dreisatz. Früher immer wieder gern in diesen Textaufgaben gefordert und gehasst. Daraus abgeleitet (jedenfalls meine ich, mich daran erinnern zu können) wurde der so genannte Kettensatz. Und da das eine feste Formel ist, verwende ich immer den für die Berechnung meiner Schnitte.
Die Maschenprobe als Basis
Egal, ob man nun einen eigenen Schnitt erstellen möchte oder ob man die Angaben in einer Strickanleitung umrechnen muss (z. B. weil man ein dünneres oder dickeres Garn verwendet als angegeben): Nichts geht ohne eine Maschenprobe. Also muss zunächst einmal herausgefunden werden, wie viele Maschen und Reihen gestrickt werden müssen, um ein Quadrat von 10 x 10 cm zu erhalten. 10 x 10 ist deswegen gut, weil man mit der Zahl 10 sehr gut rechnen kann (ich allerdings auch nur mäßig, ich brauche trotzdem einen Taschenrechner).
Nehmen wir also einmal an, dass wir 20 Maschen und 30 Reihen für ein solches Quadrat brauchen. Der Einfachheit halber nehmen wir weiterhin mal an, dass wir eine kleine Decke von 70 x 140 cm stricken wollen. Fragt sich also: Wie viele Maschen muss ich aufnehmen, um eine Breite von 70 cm zu erhalten? Und wie viele Reihen muss ich stricken, um eine Höhe von 140 cm zu erhalten? Das geht wirklich ganz einfach mit dem Dreisatz - habe ich mir sagen lassen. Ich persönlich nehme mir einen Stift und ein Blatt Papier und schreibe folgendes auf:
? Maschen = 70 cm
10 cm = 20 Maschen
Gelesen wird das von links nach rechts so: Wie viele Maschen (? Maschen) brauche ich für 70 cm, wenn ich für 10 cm 20 Maschen brauche?
Letzteres weiß ich ja anhand der Maschenprobe. Bevor ich mir jetzt lange überlege, wie sich diese Formel logisch erschließt, mache ich einfach folgendes: Ich multipliziere alles, was rechts steht
(also 70 x 20) und dividiere das dann durch das, was links steht (10). Heraus kommt also: 1400 geteilt durch 10 = 140. Ich brauche also 140 Maschen, um auf 70 cm Breite zu
kommen.
Genauso geht das mit den Reihen:
? Reihen = 140 cm
10 cm = 30 Maschen
Gelesen: Wie viele Reihen brauche ich für 140 cm, wenn 10 cm 30 Maschen ergeben? Gerechnet wird wieder rechts mal rechts geteilt durch
links, also: 140 x 30 geteilt durch 10. Macht 420. Ich muss also 420 Reihen stricken, um auf 140 cm Länge zu kommen.
Das gleiche funktioniert natürlich auch umgekehrt. Wenn ich zum Beispiel wissen will, wieviel Zentimeter ein vorgegebener Musterrapport
von z. B. 12 Maschen Breite und 22 Maschen Höhe mit meiner Wolle ergeben würden, rechne ich umgekehrt. Für die Breite also:
? cm = 12 Maschen
20 Maschen = 10 cm
Gelesen: Wie viele Zentimeter ergeben 12 Maschen, wenn 20 Maschen (laut Maschenprobe) 10 cm ergeben? Gerechnet rechts mal rechts durch links: 12 x 10 geteilt durch 20. Macht 6. Also ergeben 12 Maschen mit meiner Wolle 6 cm. Das Spiel kann ich endlos umkehren und wiederholen. Wenn ich die Formel immer so aufbaue wie oben angegeben, ist alles blitzschnell ausgerechnet. Das gleiche geht natürlich auch mit der Umrechnung von Euro in Dollar oder von kg in g. Nur, falls es mal nötig sein sollte.
Jeder halbwegs mathematisch begabte Mensch lacht sich wahrscheinlich tot über diese Methode. Aber damit kann ich leben. Einen Stift und
einen Notizblock habe ich immer dabei, einen Rechner habe ich im Smartphone. Und kann so jederzeit ausrechnen, wie ich Garn und Designidee am besten umsetzen kann. Einfach immer rechts mal rechts
durch links. Das kann sogar ich mir merken.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Rechnen!
Das Online-Tutorial zum Thema
Ihr wollt näher in das Thema einsteigen und ganz genau wissen, wie man beim Strickdesign ganz genau vorgehen muss, wenn man vorgegebene Maße auf sein eigenes Projekt umrechnen muss? Dann empfehle ich Euch mein Video "Strickanleitungen anpassen und umrechnen" bei makerist. Dort führe ich Euch dann ausführlich durch den Rechenprozess beim Umrechnen von Maschen und Reihen - mit dem Taschenrechner natürlich, alles andere kann ich ja - wie schon erwähnt - einfach nicht.
Bis bald!
Karin Köhler (Sonntag, 30 Oktober 2022 13:19)
Da ich mich in der Berufsschule auch mit dem 3Satz gequält habe, habe ich auch einfach eine Schema entwickelt, der gefragte Wert steht immer oben rechts, und dazu muss ein unterschiedlicher Wert multipliziert werden, nie ein gleicher Wert cm mal cm z.Bsp, sondern es muss dann z.B. Masche oder Reihe sein.
Jetzt erschliesst sich mir zwar die Logik, aber ich wende trotzdem mein Schema zur Sicherheit an.
Conny Stöckl (Mittwoch, 23 Februar 2022 11:35)
Wie viel Maschen muss ich anschlagen für eine Decke
manu (Freitag, 20 März 2020 11:04)
kann man das auch fürs häkeln brauchen?
elke (Freitag, 31 Januar 2020 21:03)
welche formel damit ich die maschenzahl ausrechnen kann bei anderer wollwahl???
Carmen (Montag, 06 Januar 2020 23:23)
Wenn ich ein Strickstück umgerechnet habe, was ich soweit hinbekomme, ist mir nicht klar wie ich abnahmen bzw. Zunahmen umrechnen. Gibt es da einen Tipp?
Tanja Seitz (Mittwoch, 30 Oktober 2019 21:56)
Wenn ich eine decke 135 auf 2 Meter stricken will wie viele machen brauche ich? Ich verstehe das umrechnen nicht und wie lange müssen die Nadeln sein? (In cm)
Kann mir jemand bitte helfen
wolle habe ich schon
Yanie (Dienstag, 08 Oktober 2019 14:43)
Hey!
Hier nochmal für alle Leute, die das immer noch nicht verstehen:
Anzahl Reihen= 3 x ...cm
Anzahl Maschen= 2 x ...cm
Elisabeth (Donnerstag, 25 Januar 2018 17:26)
Sehr, sehr hilfreich!! Ich hab zwar einen Ingenieur als Mann (der schafft den Dreisatz mit links) ... Aber mt deinem Tipp muss ich ihm nicht alles glauben ;))
Katharina (Samstag, 09 April 2016 08:29)
Ich leide an Dysplexie und weiß wie das ist wenn man als Mathe Versager im Rampenlicht steht!!!
Gisela Schäfer (Montag, 28 Dezember 2015 01:32)
Danke für den guten Tipp! Ich wollte erst so ne Schablone zum Ausrechnen kaufen ,aber so geht es doch auch! Man muß eben erst drauf kommen! Liebe Grüße Gisela Schäfer aus Dresden
Ulrike (Donnerstag, 24 Juli 2014 11:27)
Liebe Rita wir sind Zwillinge was Rechnen betrifft !!!!!!
Sabine Lohmann (Donnerstag, 24 Juli 2014 08:51)
Ey - das ist ja einfach! Auf den ersten Blick sieht das ja auch wieder kompliziert aus, aber wenn man es dann ausprobiert, macht das ja sogar richtig Spaß! Danke dafür, jetzt traue ich mich da auch mal dran. Muss immer umrechnen, weil ich eher so der Rubens-Typ bin ;-)