Wer glaubt, Strickfehler kämen bei passionierten Strickdesignern nicht mehr vor, der möge sich heute eines Besseren belehren lassen. Strickfehler kommen vor. Und zwar häufiger, als man glauben und der Strickdesigner zugeben mag.
Heute aber werde ich mich mal outen: Bei meinem letzten Projekt ist mir ein Fehler unterlaufen, den ich im Nachhinein selbst nicht mehr nachvollziehen kann. Auf die Hitze kann ich es nicht schieben, die hat ja erst gestern angefangen. Die Kinder oder mein Mann können es auch nicht gewesen sein, sie waren alle außerhäusig unterwegs und ich hatte alle Ruhe der Welt. Es muss wohl eindeutig an mir gelegen haben :-(
Fatale Routine
Stein des Anstoßes: Mein neues Modell "Valerie" - eine Tunika, wie sie luftiger gar nicht sein kann. Extra aus diesem Grund besteht das Rückenteil aus zwei überlappenden Teilen, die die
Luft wunderbar zirkulieren lassen. (Momentan befindet sich die Anleitung noch in der Teststrickphase, wird aber wohl noch im Laufe des Monats veröffentlicht).Natürlich habe ich alle Maße
wie immer akribisch ausgerechnet und sogar Masche für Masche mit meinem unersetzlichen Excel aufgezeichnet. Fehler also ausgeschlossen - dachte ich!
Wieso ich während des gesamten Strickvorgangs nicht gemerkt habe, dass ich die Anzahl der Reihen falsch berechnet hatte, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich nehme an, ich bin das glatt rechts
gestrickte Teil einfach zu routiniert und daher unaufmerksam angegangen. Aber was nützt es? Am Ende stellte sich heraus, dass aus der geplanten Tunika ein Kleid geworden war. Knielang. Und damit
viel zu lang. Nicht, dass es nicht gut ausgesehen hätte - aber durch den hinteren Schlitz gewährte dieses Modell als Kleid einfach zu viele Einblicke. Es war also so nicht ganz
jungendfrei.
Kurzerhand gekürzt
Damit die Tunika also auch wirklich eine Tunika wurde, blieb mir nichts anderes übrig: Ich musste sie kürzen. Und das, wo ich doch von unten nach oben gestrickt hatte. Eigentlich hätte ich also
alle Teile wieder aufribbeln und neu stricken müssen. Wer mich kennt, weiß, dass ich darüber nicht mal eine Sekunde nachgedacht habe. Im Laufe meines Strickerinnen-Lebens musste ich schon
so einige Teile kürzen. Mittlerweile habe ich darin eine solche Routine entwickelt, dass ich das Kürzen von Strickteilen innerhalb einer Stunde (höchstens) erledigt habe. So auch bei "Valerie" -
jetzt ist sie (wie auf den Fotos zu erkennen) so lang, wie sie sein soll. Der schwierigste Teil war noch das Auftrennen der Seitennähte (jaaa -ich hatte das Teil sogar schon zusammengenäht!). Der
Rest ging dann sehr schnell.
Und so wird's gemacht
Erst, als meine Strickfreundin Heike mich ganz erstaunt fragte, wie ich denn das bitte schön so schnell hinbekommen hätte, kam mir der Gedanke, dass ich doch mal ein Video für alle zu diesem
Thema drehen könnte. Nicht, dass ich mich mit Kameratechnik und Videoschnitt auskenne - wie man am fertigen Video unschwer erkennen kann. Aber im Großen und Ganzen kann man wohl ganz gut
erkennen, worauf es beim Kürzen ankommt und wie man dabei vorgeht. In diesem Video beschränke ich mich auf das Kürzen von glatt rechts gestrickten Teilen. Das Prinzip ist aber auch für andere
Muster anwendbar - wenn meine Zeit es zulässt und ich mich bis dahin nicht mit dem Kamerastativ selbst erschlagen habe, mache ich vielleicht später noch einmal ein Kürz-Video mit Lace- oder
Zopfmustern. Aber vorerst muss dieses hier reichen.
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Ursel (Dienstag, 04 Februar 2020 11:54)
Danke für den Tip, hast du gut erklärt.
Margret Retz (Dienstag, 24 März 2020 01:22)
Werde es versuchen habe wohl versetzte Maschen aber gut erklärt Dankeschön Margret
Skaidrite (Mittwoch, 23 Oktober 2024 10:02)
Wunderbar! Vielen, vielen Dank! Sie haben mir einen ganzen Pullover gerettet!!!